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  • 28.11.2025
  • Lesezeit: 4 Min.

Internationale Auszeichnung für Assistive Technology

Erster Platz für TUM-Team bei iCANX in Hongkong

Mit ihrer interaktiven Brille für Gehörlose hat das Studierendenteam Sonovision den ersten Preis beim internationalen Innovationswettbewerb iCANX in Hongkong gewonnen. Die Brille transkribiert Gespräche und warnt visuell vor Gefahren – und könnte den Alltag von Menschen mit Hörbehinderung nachhaltig verändern.

Yushen Zhang / TUM
Das Team Sonovision: Dragan Rašeta, Paula Ruhwandl and Daniel Martin (v. l.).

Als bei der iCANX-Preisverleihung in Hongkong zuerst der dritte und dann der zweite Platz vergeben werden, bleibt der Name Sonovision aus. Die drei Teammitglieder Dragan RaÅ¡eta, Paula Ruhwandl und Daniel Martin sind unsicher, ob sie hoffen oder zweifeln sollen. „In diesem Moment war klar: Entweder bekommen wir gar keinen Preis oder den ersten“, erinnert sich Dragan RaÅ¡eta, zuständig für die Hardware bei Sonovision. Ein paar Sekunden später fällt der Name ihres Projekts. Erst Erleichterung, dann Jubel – und der Augenblick, in dem aus monatelanger Arbeit ein internationaler Erfolg wird. 

Eine Brille gegen unsichtbare Barrieren 

Der Ursprung von Sonovision liegt in einer Frage: In welchen Alltagssituationen stoßen Menschen auf Barrieren, die sich mit Sensoren und Mikrosystemen abbauen lassen? Als ihr Betreuer Dr. Yushen Zhang das Team auf den Wettbewerb COSIMA (Competition of Students in Microsystems Applications) aufmerksam macht, beginnt eine intensive Recherche. „Wir wollten eine Idee entwickeln, die im Alltag einen echten Mehrwert bietet“, betont Daniel Martin. Der Wirtschaftsinformatik-Student kümmert sich um die Software bei Sonovision. Schnell rückt eine Gruppe in den Fokus, deren Herausforderungen häufig übersehen werden: „Uns wurde bewusst, dass hörgeschädigte Personen viele Gefahren im Alltag nicht wahrnehmen können, weil akustische Warnsignale fehlen oder schwer erkennbar sind.“ 

Aus dieser Erkenntnis entsteht die Idee, akustische Signale visuell darzustellen – direkt im Sichtfeld der Trägerinnen und Träger. Heute transkribiert die Brille gesprochene Sprache in Echtzeit und blendet sie ein. Gleichzeitig analysieren Mikrofone die Umgebung und warnen richtungsbezogen vor potenziellen Gefahren. „Kommt zum Beispiel ein Auto von hinten rechts, leuchtet auf der rechten Seite im Brillenrahmen eine LED auf und eine Warnung erscheint im Display“, erklärt Paula Ruhwandl, Verantwortliche für Organisation und Öffentlichkeitsarbeit. Das Projekt wird vom Verein  sowie vom Lehrstuhl für Entwurfsautomatisierung unter der Leitung von Ulf Schlichtmann unterstützt. 

Bereits in der frühen Phase führt das Team Gespräche mit Menschen mit Hörbehinderung und sammelt Feedback bei Vorträgen, auch von Personen außerhalb der ursprünglich gedachten Zielgruppe. Auf dieser Basis entwickeln die Studierenden einen ersten Prototyp, mit dem sie beim Wettbewerb COSIMA antreten. Das Team überzeugt die zwölfköpfige Jury und qualifiziert sich damit für die Teilnahme bei iCANX. 

Vom Prototyp zur Start-up-Vision 

Der Weg nach Hongkong verläuft nicht ganz reibungslos. Immer wieder funktioniert die Technik nicht wie geplant, Bauteile müssen ausgetauscht, Lösungen neu gedacht werden. „Gerade am Anfang konnten wir unsere Ideen nicht so zum Laufen bringen, wie wir es wollten“, erzählt Paula Ruhwandl. Auch die gemeinsame Vorbereitung auf die Präsentation ist eine Herausforderung: In den Monaten vor dem Wettbewerb leben die drei auf verschiedenen Kontinenten und sehen sich erst direkt vor Ort wieder. 

Doch ihr Engagement zahlt sich aus. Die Jury zeichnet Sonovision nicht zuletzt für den gesellschaftlichen Mehrwert der innovativen Brille aus. â€žViele der anderen Projekte waren technisch sehr interessant, hatten aber entweder keinen klaren Nutzen im Alltag oder setzten sich nicht eindeutig von bestehenden Lösungen ab“, erklärt Martin. 

Als nächsten Schritt planen die Studierenden, die Hardware zu verkleinern, um sie im Alltag noch leichter und unauffälliger zu machen. Außerdem steht eine Optimierung der Software und ihrer Erkennungsalgorithmen an, damit das System noch genauer und schneller reagieren kann. Besonders wichtig sind ihnen weitere Tests mit Menschen mit Hörbehinderung: â€žWir wollen herausfinden, welche Funktionen ihnen am meisten helfen und was wir anhand ihres Feedbacks verbessern sollten“, so RaÅ¡eta. 

„Langfristig möchten wir mögliche Partnerschaften mit Unternehmen und Forschungsgruppen prüfen“, ergänzt Martin. „So können wir sehen, ob Sonovision sich von einem Studierendenprojekt zu einem marktreifen Produkt und vielleicht sogar zur Grundlage für ein zukünftiges Start-up weiterentwickeln kann.“

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