Pixel-Art über unsichtbare Lebenswelten
This Place Saves Lives: Auszeichnung für ein Serious Game, das hinschaut
Ein Projekt, eine Woche Zeit und ein brisantes Thema: ¹óü°ù Anie und Rai ist schnell klar, dass sie sich in ihrer Projektwoche „A different kind of Game Jam“ mit einem Raum beschäftigen wollen, den die Öffentlichkeit kaum wahrnimmt – und mit den Menschen, die darin Schutz finden. Beide studieren Informatik und interessieren sich für Intersektionalität, also dafür, wie verschiedene Formen von Diskriminierung zusammenwirken.
Marginalisierung trifft auf Menschlichkeit in Pixel-Art
„Besonders wichtig war uns, dass man den Charakteren im Spiel auf Augenhöhe begegnet“, betonen sie. Deshalb entscheiden sie sich dafür, dass die Spielerinnen und Spieler den Drogenkonsumraum als neue Mitarbeitende erleben sollen: „Auf der einen Seite interagiert man mit verschiedenen Charakteren und lernt ihre persönlichen Geschichten kennen, auf der anderen Seite muss man entscheiden, in welche Angebote man das knappe Geld investiert.“
Je mehr sie recherchieren, desto deutlicher wird ihnen, wie komplex diese Orte sind: Drogenkonsumräume bieten zwar Sicherheit, werden von vielen Frauen aber aufgrund fehlender gendersensibler Angebote gemieden. Gleichzeitig wollen Anie und Rai zeigen, welchen Einfluss soziale Faktoren darauf haben, warum und wie Menschen Drogen konsumieren. „Die größte Herausforderung war, die Menschlichkeit der Charaktere in den Vordergrund zu stellen und ihre Geschichten zugänglich zu gestalten, ohne oberflächlich zu werden oder zu stereotypisieren“, erzählen sie.
In der dichten Arbeitsatmosphäre dieser Woche entsteht der Prototyp „This Place Saves Lives“ – ein Game, das Einblick in Lebensrealitäten gibt, die uns sonst verborgen bleiben. Gestalterisch finden Anie und Rai eine klare Form: In reduzierter Pixel-Art entsteht eine Spielwelt, die Komplexität vereinfacht und den Fokus ganz auf die Charaktere richtet.
Wie Lehre zum Spielraum für gesellschaftliche Fragen wird
Die von Clara Valdés Stauber entwickelte Projektwoche „A different kind of Game Jam“ ist Teil des Programms Wissenschaft, Technologie, Gesellschaft (Kontextlehre WTG), gemeinsam mit dem TUM Center for Culture and Arts. Hier reflektieren Studierende aller Fachrichtungen politische, kulturelle und soziale Perspektiven auf Wissenschaft und Technik. „Die Gaming-Welt ist vielfältig – und darf auch mal ‚nur‘ Spaß machen“, sagt Valdés Stauber, „Gleichzeitig wollen wir die Herausforderung annehmen, komplexe gesellschaftliche Themen als Grundlage für Spielideen zu nutzen.“ Inspiration kommt dabei nicht nur aus dem Gaming, sondern auch aus Kunst und Theater. So sollen Erkenntnisse zur Verflechtung von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft in neue, kreative Formate für eine breite Zielgruppe einfließen.
Zu Beginn der Projektwoche stehen Anie und Rai drei Themen offen. ¹óü°ù sie steht sofort fest, welches es wird: der Workshop von Dr. Aysel Sultan, der auf ihrer Forschung zu genderspezifischen Bedürfnissen in Drogenhilfeeinrichtungen basiert. „Menschen – und besonders Frauen, die illegale Drogen konsumieren – gehören zu den am stärksten marginalisierten und gefährdeten Gruppen der Bevölkerung“, erklärt Sultan. „Mit diesem Workshop wollten wir ein Spiel entwickeln, um den dringenden Bedarf an genderspezifischen Angeboten zu vermitteln – und besser zu verstehen, was solche Angebote ausmacht und wie sie gestaltet sein sollten.“
Wie gut der Ansatz funktioniert, zeigt die Auszeichnung von „This Place Saves Lives“. Auf der Website zum GamesFestival25 wird die Wahl der Jury mit folgenden Worten begründet: „Mit liebevoll gestalteter Pixel-Art, einem stimmigen Sounddesign und klarem medienpädagogischem Anspruch macht This Place Saves Lives das Unsichtbare sichtbar. Das Spiel konfrontiert, ohne zu belehren – es klärt auf, ohne zu verurteilen.“
¹óü°ù Clara Valdés Stauber liegt genau hier das größte Potenzial: „Toll wäre, wenn die Projekte in Zukunft veröffentlicht und z. B. als Public-Engagement-Format an Museen eingesetzt werden können!“ Denn so können Games wie „This Place Saves Lives“ zu Diskussionsräumen für soziale und politische Fragen werden, die weit über die ±«²Ô¾±±¹±ð°ù²õ¾±³Ùä³Ù hinauswirken.
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Technische ±«²Ô¾±±¹±ð°ù²õ¾±³Ùä³Ù ²Ñü²Ô³¦³ó±ð²Ô
- Natalie Neudert
- natalie.neudert@tum.de