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  • 12.12.2025
  • Lesezeit: 3 Min.

PIAAC-Studie: Kompetenz hängt stark von sozialer Herkunft ab

Erwachsene in Deutschland können Probleme gut lösen

Erwachsene in Deutschland können besser als der internationale Durchschnitt Probleme in neu auftretenden, komplexen Situationen bewältigen. Allerdings hängt diese adaptive Problemlösekompetenz stärker als in anderen Ländern von soziodemographischen Merkmalen ab. Dies zeigt eine neue Auswertung der jüngsten PIAAC-Studie, in der Erwachsene in rund 30 Staaten getestet wurden.

Eine Frau grübelt über ein Problem istockphoto.com / shurkin_son
Ob Erwachsene unerwartete Probleme lösen können, hängt in Deutschland stark von ihrer sozialen Herkunft ab.

Die Fähigkeit, auf neue, komplexe und dynamische Situationen erfolgreich zu reagieren, ist eine Schlüsselkompetenz in modernen Gesellschaften. Neben der Bedeutung für das Leben jedes einzelnen Menschen gilt diese sogenannte adaptive Problemlösekompetenz auch gesamtgesellschaftlich als wichtig, beispielsweise für das Zusammenleben, für die Anpassung an sich wandelnde Verhältnisse und für Innovationskraft. 

Das Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC), das international vergleichend die Grundfähigkeiten im Erwachsenenalter untersucht, hat deshalb erstmals auch getestet, wie kompetent Erwachsene beim adaptiven Problemlösen sind. An der haben mehr als 160.000 zufällig ausgewählte Personen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren in 31 Länder teilgenommen, davon rund 4.800 in Deutschland.

Deutliche Unterschiede in der Bevölkerung

Die Ergebnisse zeigen: Erwachsene in Deutschland weisen im Mittel Kompetenzen auf, die signifikant über dem Durchschnitt der teilnehmenden OECD-Länder liegen. Gleichzeitig bestehen innerhalb der Bevölkerung deutliche Unterschiede, vor allem zwischen Personen mit unterschiedlichem Bildungsniveau, sozialer Herkunft und Geburtsland. Erwachsene mit niedrigem Bildungsabschluss verfügen nur über geringe adaptive Problemlösekompetenzen. Erwerbstätige weisen höhere Kompetenzen auf als Personen, die nicht erwerbstätig sind. 

Besonders stark im internationalen Vergleich ist in Deutschland der folgende Zusammenhang zwischen Kompetenzen und sozialer Herkunft: Erwachsene, deren Eltern ein niedriges Bildungsniveau haben, weisen im Durchschnitt niedrigere adaptive Problemlösekompetenzen auf als jene mit Eltern, die über ein hohes Bildungsniveau verfügen. 

Ebenso zeigen sich Unterschiede abhängig davon, ob Menschen in Deutschland oder im Ausland geboren sind: Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind, weisen, in deutscher Sprache getestet, im Mittel niedrigere Problemlösekompetenzen auf als in Deutschland Geborene. Auch diese Differenz fällt im internationalen Vergleich hoch aus.

„Chancen von sozialer Herkunft entkoppeln“

„Die meisten Erwachsenen sind in Deutschland gut für die Herausforderungen eines komplexen, sich wandelnden Sozial- und Arbeitslebens gerüstet. Es ist aber kein gutes Zeichen für eine Gesellschaft, wenn sie es nicht schafft, die Chancen auf Kompetenzerwerb von der sozialen Herkunft zu entkoppeln. Dass diese Abhängigkeit in Deutschland stärker ist als in anderen Staaten, sehen wir auch regelmäßig in den PISA-Studien, in denen wir die Kompetenzen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern untersuchen. Um das Problem zu lösen, müssen wir also bereits im Kindesalter ansetzen“, sagt , einer der Studienautoren und Professor für Educational Monitoring and Effectiveness an der TUM. Er hat die internationale Gruppe von Expertinnen und Experten geleitet, die das Konzept des Adaptiven Problemlösens für die PIAAC-Studie entwickelt hat.

Alltagsnahe Aufgaben

Die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) koordinierte wurde 2023 zum zweiten Mal durchgeführt. Die Teilnehmenden bearbeiteten alltagsnahe Aufgaben in den jeweiligen Landessprachen selbstständig an einem Tablet. Diese Kompetenzmessung wurde ergänzt um einen umfassenden Hintergrundfragebogen, in dem zum Beispiel soziodemografische Informationen, formale Bildung, Weiterbildung, Erwerbstätigkeit und berufliche Situation sowie die Nutzung von Fertigkeiten bei der Arbeit und im Alltag erhoben wurden.

In Deutschland wurde PIAAC von GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften geleitet. Finanziert wurde die Durchführung in Deutschland vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) unter Beteiligung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS).

Publikationen

Sanja Kapidzic, Britta Gauly, Samuel Greiff, Silke Martin, Natascha Massing, Anouk Zabal, Beatrice Rammstedt (2025). . Waxmann Verlag, Münster. DOI:10.31244/9783818850784

PIAAC-Hauptstudie:
OECD. (2024). . OECD Publishing. DOI:10.1787/b263dc5d-en

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Kontakte zum Artikel:

Prof. Dr. Samuel Greiff
Technische ±«²Ô¾±±¹±ð°ù²õ¾±³Ùä³Ù ²Ñü²Ô³¦³ó±ð²Ô (TUM)
Lehrstuhl für Educational Monitoring and Effectiveness
Tel.: +49 89 289 24214
samuel.greiffspam prevention@tum.de

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