Studien zu Management und Leistungsbewertung in Hochschulen
60 Prozent der bayerischen Uni-Professoren mit Arbeitssituation zufrieden

Rund 2.200 Professorinnen und Professoren aller bayerischen Hochschulen, darunter knapp 1200 von ±«²Ô¾±±¹±ð°ù²õ¾±³Ùä³Ùen, haben dem Bayerischen Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung im vergangenen Wintersemester Auskunft über ihre derzeitige Arbeitssituation gegeben. Heute stellt das IHF in ²Ñü²Ô³¦³ó±ð²Ô auf dem gemeinsam mit der TUM veranstalteten Symposium erste, vorläufige Ergebnisse von „ProfQuest“ bezogen auf die ±«²Ô¾±±¹±ð°ù²õ¾±³Ùä³Ùen vor:
Die Arbeitszufriedenheit der Professorinnen und Professoren hängt vor allem von Faktoren ab, die in Zusammenhang mit Zeitkontingenten und Rahmenbedingungen in Forschung und Lehre stehen, genauer gesagt:
- der Möglichkeit zu forschen
- den Lehrbedingungen und Betreuungsrelationen
- der Zeitverteilung zwischen Forschung und Lehre.
Daneben haben auch ±«²Ô¾±±¹±ð°ù²õ¾±³Ùä³Ùsleitung und ±«²Ô¾±±¹±ð°ù²õ¾±³Ùä³Ùsverwaltung einen wesentlichen Anteil an der Arbeitszufriedenheit der Professorenschaft. Zufrieden mit der Leitung sind knapp 50 Prozent der Professorinnen und Professoren, zufrieden mit der Verwaltung rund 45 Prozent. Eine wichtige Rolle spielt hier die Transparenz: Je durchschaubarer Führung und Verwaltungsprozesse sind, desto zufriedener sind die Befragten. Doch nur ein Drittel fühlt sich gut über die Entscheidungen der ±«²Ô¾±±¹±ð°ù²õ¾±³Ùä³Ùsleitung informiert.
Diskriminierung geht am ehesten von Kollegen aus
Die Befragung zeigt auch, dass circa 10 Prozent der Professorinnen und Professoren an ihrer ±«²Ô¾±±¹±ð°ù²õ¾±³Ùä³Ù selbst Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht haben. Nach den vorläufigen Ergebnissen geht die Diskriminierung an ±«²Ô¾±±¹±ð°ù²õ¾±³Ùä³Ùen am ehesten vom Kollegenkreis aus und wirkt sich auf die Arbeitszufriedenheit aus.
„Professorinnen und Professoren sind aufgrund ihrer Leidenschaft für Forschung und Lehre in hohem Maße eigenmotiviert“, sagt Studienleiterin Prof. Yvette Hofmann. „Die herrschenden Arbeitsbedingungen werden von einem Großteil der Professorenschaft als adäquat und zufriedenstellend wahrgenommen. Dennoch besteht der Wunsch nach mehr Transparenz hochschulinterner Prozesse. Das ist ein wichtiges Signal für die aktuelle Governance-Diskussion.“
Wissenschaftler kritisieren unverhältnismäßig viele Publikationen
Neben den Arbeitsbedingungen diskutiert das Symposium auch die Kriterien, nach denen die Leistungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bewertet werden. Forscherinnen der TUM haben ein Stimmungsbild erstellt, worauf es aus Sicht der Beteiligten ankommt. Dazu haben sie 42 Professoren, Nachwuchswissenschaftler, Hochschulmanager und Studierende interviewt. Die Auswertung der Antworten zeigt, dass sich Praxis und Wunsch deutlich unterscheiden. Aus Sicht der Befragten spielt die Forschung derzeit bei der Leistungsbewertung eine genauso große Rolle wie alle anderen Kriterien zusammen. ¹óü°ù sinnvoll erachten sie dagegen eine stärkere Berücksichtigung der Lehre sowie eine geringere Gewichtung der Einwerbung von Drittmitteln.
Die Bewertung der Forschungsleistung hängt nach Einschätzung der Wissenschaftler, Manager und Studierenden derzeit maßgeblich von der Publikationsleistung ab. Nach welchen Kriterien wiederum wird die Qualität der Publikationen beurteilt? Die Befragten nannten zum überwiegenden Teil (84 Prozent) den Rang der Fachzeitschrift und nur zu einem geringen Teil (14 Prozent) inhaltliche Aspekte. Diesen Zustand würden die Interviewten gerne ändern: Nach dem Idealzustand gefragt, nannten sie eine rein inhaltliche Bewertung rund doppelt so häufig wie das Renommee des Journals.
Diese im Wissenschaftssystem geltenden Leistungskriterien haben nach Ansicht der Interviewten Einfluss auf das Verhalten der Wissenschaftler. Am häufigsten nannten sie:
- dass unverhältnismäßig viele Publikationen produziert werden
- dass die Publikationen einseitig auf hochrangige Journals ausgerichtet sind
- dass die Auswahl der Forschungsthemen entsprechend angepasst wird.
„Wir müssen stärker diskutieren, was Qualität in der Wissenschaft ausmacht“, sagt Prof. Isabell M. Welpe vom . „Leistungsanreize, die vor allem auf das Zählen von Artikeln in bekannten Zeitschriften ausgerichtet sind, stellen nicht sicher, dass die Wissenschaft ihre Aufgaben für die Gesellschaft erfüllt.“
Open-Access-Zeitschriften fehlt Anerkennung in Fachkreisen
Ein viel diskutierter Gegenentwurf sind Open Access Journals. ¹óü°ù eine weitere Studie haben Forscherinnen der TUM rund 900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in 60 Staaten befragt, von Doktoranden bis hin zu Professoren. Die Studie zeigt, dass diese Alternative noch weit davon entfernt ist, die etablierte Praxis abzulösen. Rund ein Drittel der Befragten haben bislang in einer Fachzeitschrift publiziert, die allen Lesern frei zur Verfügung steht. Gut 38 Prozent streben derzeit eine Open-Access-Veröffentlichung an – allerdings kreuzten bei dieser Frage auf der vorgelegten Skala nur rund 10 Prozent eine starke Zustimmung an.
Der stärkste Grund, der Wissenschaftler bislang davon abgehalten hat, ein Manuskript einzureichen, ist die fehlende Anerkennung von Open-Access-Journalen in ihrem Fachkreis. So sind es nicht zuletzt idealistische Gründe, aus denen sie eine solche Veröffentlichung in Betracht ziehen. Unter mehreren abgefragten Motiven stimmten sie am stärksten zu: „Weil es meinen Werten entspricht“.
Hintergrund:
Die Nachwuchsgruppe unter der Leitung von Dr. Jutta Wollersheim, Habilitandin am Lehrstuhl für Strategie und Organisation der TUM (Prof. Isabell M. Welpe), hat die beschriebenen Studien der TUM erstellt und war Co-Organisator des Symposiums. Die Nachwuchsgruppe wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Mehr Informationen:
Kontakt:
Prof. Dr. Isabell M. Welpe
Technische ±«²Ô¾±±¹±ð°ù²õ¾±³Ùä³Ù ²Ñü²Ô³¦³ó±ð²Ô (TUM),
Wissenschaftliche Leiterin des Bayerischen Staatsinstituts für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF)
Tel: +49 162 29 53 123 (Pressestelle TUM)
welpe @tum.de
Prof. Dr. Yvette Hofmann
Tel: +49 89 212 34 311
Hofmann @ihf.bayern.de
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